Geschlechtsspezifische UnterschiedeFrauen werden später diagnostiziert, Männer sind schwerer betroffen
Obwohl Frauen häufiger entzündlich-rheumatische Erkrankungen haben als Männer, werden die Erkrankungen bei ihnen oft später erkannt. Das verdeutlichen neue Daten der Kerndokumentation des Deutschen Rheuma-Forschungszentrums (DRFZ) in Berlin, die bei einer virtuellen Vorab-Pressekonferenz anlässlich des Deutschen Rheumatologenkongresses im September 2025 in Wiesbaden vorgestellt worden sind.
Vor allem von Kollagenosen wie systemischem Lupus erythematodes (SLE) und systemischer Sklerodermie, aber auch von rheumatoider Arthritis seien Frauen häufiger betroffen, berichtete Dr. Katinka Albrecht vom DRFZ. Als mögliche Ursachen für Diagnoseverzögerungen nannte die Rheumatologin unterschiedliche Organbeteiligungen bei Männern und Frauen und den oft unterschiedlichen Zeitpunkt der Manifestierung einer Erkrankung. Männer erkrankten bis zu acht Jahre später an Kollagenosen, aber früher an axialen Spondyloarthritiden (axSpA), berichtete Albrecht. Lange Zeit galt die axSpA als Erkrankung, die überwiegend bei Männern vorkommt. Laut neueren Daten seien aber die Erkrankungsraten von Männern und Frauen relativ ausgewogen. Eine axSpA werde jedoch bei Frauen im Schnitt mehr als zwei Jahre später als bei Männern diagnostiziert, so Albrecht.
Ein SLE ist bei Frauen laut einem aktuellen Literaturreview 4- bis 11-fach häufiger als bei Männern. Während sich die Erkrankung bei Frauen häufiger an Haut und Schleimhäuten manifestiert und oft mit einem Raynaud-Syndrom einhergeht, haben Männer häufiger schwerere Organbeteiligungen wie renale und kardiovaskuläre Erkrankungen oder schwere Infektionen. Bei der Psoriasis-Arthritis (PsA) ist es eher umgekehrt: Frauen mit PsA haben nach Angaben von Albrecht vermehrt Entzündungen an den Gelenken und den Sehnenansätzen, während bei Männern die Haut stärker betroffen sei.
Auch bei der Therapie gibt es oft Unterschiede zwischen Männern und Frauen: Bei axSpA werden Männer häufiger mit TNF-Inhibitoren (TNFi) behandelt, während Frauen schlechter auf TNFi ansprechen. Frauen brächen die Therapie auch häufiger ab, berichtete Albrecht, vor allem wegen unerwünschter Wirkungen. Dies zeige sich auch bei RA. Hier würden Männer und Frauen recht ähnlich behandelt. Bei den Komorbiditäten dominieren bei Frauen Osteoporose, Depressionen oder Schilddrüsenerkrankungen, während Männer gehäuft von Diabetes oder kardiovaskulären Begleiterkrankungen betroffen sind.
„Als Ärztinnen und Ärzte müssen wir uns diese Unterschiede bewusst machen, um für die jeweiligen Patientinnen und Patienten die individuell beste Therapie finden zu können“, betont Albrecht. Auswahl und Dosierung der Medikamente unter Berücksichtigung des Geschlechts werde künftig zu einem großen Thema werden, prognostizierte die Rheumatologin. Aktuell stünde man hier aber wegen nicht ausreichender Daten noch am Anfang.
- Vorab-Pressekonferenz der Deutschen Gesellschaft für Rheumatologie zur DGRh-Jahrestagung in Wiesbaden, 11.09.2025. iww.de/s14686
- Thiele K et al. Kerndokumentation der regionalen kooperativen Rheumazentren – Versorgungstrends 2025. doi.org/10.17169/refubium-46216
- Albrecht K et al. Sex- and gender-related differences in systemic lupus erythematosus: a scoping review. Rheumatol Int 2025; 45 (7):160. doi.org/10.1007/s00296-025-05910-7
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