Psoriasis-ArthritisSpäte Diagnose und Unterversorgung bei PsA im Vergleich zur rheumatoiden Arthritis
Aktuelle Daten einer britischen Kohortenstudie bestätigen Diagnoseverzögerungen bei Patienten mit Psoriasis-Arthritis (PsA) im Vergleich zu Patienten mit rheumatoider Arthritis (RA). Verursacht werden diese Verzögerungen sowohl durch die PsA-Patienten selbst, weil sie wegen Gelenk- oder Sehnenbeschwerden erst spät zum Arzt gehen, als auch durch die behandelnden Ärzte. Die neue Studie verdeutlicht auch, dass PsA-Patienten mit polyartikulärer Erkrankung weniger aggressiv behandelt werden als entsprechende Patienten mit RA.
2.120 Patienten mit neu diagnostizierter PsA wurden im Zeitraum Mai 2018 bis Oktober 2019 für die Untersuchung ausgewählt und mit ebenso vielen, nach Alter und Geschlecht gematchten RA-Patienten verglichen. Die Studienteilnehmer waren im Mittel 49,5 Jahre alt, 58,6% waren Frauen. 1.250 PsA-Patienten (59%) hatten zum Zeitpunkt der Diagnose bereits eine polyartikuläre Erkrankung. Bei Komorbiditäten gab es nur geringe Unterschiede zwischen Patienten mit PsA und RA, mit Ausnahme eines höheren Anteils von Lungenerkrankungen (3,5% vs. 8,7%, p<0,001) und Frakturen (1,0% vs. 2,0% p<0,05) in der RA-Gruppe.
PsA-Patienten suchten im Vergleich zu RA-Patienten deutlich später einen Arzt wegen ihrer Symptome auf, die Diagnosestellung durch einen Spezialisten erfolgte ebenfalls später. Im Schnitt vergingen vom Zeitpunkt der Vorstellung beim Hausarzt bis zur Diagnose der Erkrankung 112 Tage bei PsA- vs. 89 Tage bei RA-Patienten (Hazard Ratio [HR] 0,87; 95% CI 0,79-0,96; p = 0,007), inklusive von Verzögerungen bis zur Diagnosestellung nach Überweisung der Patienten zum Spezialisten (HR 0,86; 95% CI 0,80-0,95; p = 0,002).
Bei den 1.250 PsA-Patienten mit polyartikulärer Erkrankung wurden Therapie und klinischer Verlauf im Vergleich zu entsprechenden RA-Patienten untersucht. Patienten mit PsA hatten zu Beginn eine etwas niedrigere Krankheitsaktivität laut Disease Activity Score 28 (DAS28: im Mittel 4,14 vs. 4,49) und im Median etwas weniger druckschmerzempfindliche (4 vs. 6) und geschwollene Gelenke (3 vs. 4) als RA-Patienten. Bei 54,9% und 22,4% der PsA-Patienten wurde die Krankheitsaktivität als moderat bzw. schwer bewertet im Vergleich zu 49,8% bzw. 33,6% bei RA-Patienten.
PsA-Patienten wurden im Vergleich zu RA-Patienten – bei entsprechendem DAS28-Score – weniger intensiv sowohl mit Glukokortikoiden als auch Basisantirheumatika (DMARDs) behandelt. 54% der Patienten mit polyartikulärer PsA vs. 69% mit RA wurden direkt nach Diagnose mit DMARDs behandelt; nach drei Monaten war der Anteil auf 73,9% vs. 87,5% gestiegen. Diese Unterschiede hatten auch klinische Folgen: Nach 3 Monaten waren die DAS28-Scores in der PsA-Gruppe um 0,27 Punkte (95% CI 0,13-0,4) höher als in der RA-Gruppe. Zu beachten ist, dass mit dem DAS28 die Krankheitsaktivität bei PsA eher unterschätzt werde, so die Studienautoren.
Fazit der britischen Rheumatologen: Die Daten wiesen auf einen Bedarf hin, Psoriasis-Patienten über die Komplikation PsA umfassend aufzuklären. Zudem sollten für eine frühere Diagnose die Handlungsabläufe bei Ärzten beschleunigt werden.
- Charlton RA et al. Diagnostic delay and less intensive therapy for people with psoriatic arthritis compared with rheumatoid arthritis: a study nested within an English and Welsh audit data set, Ann Rheum Dis 2025;84(6): 970-978. doi.org/10.1016/j.ard.2025.02.020
(ID:50613287)
Sie möchten gerne kostenfrei weiterlesen?
Sie sind neu auf rwf-online.de?
Dann registrieren Sie sich bitte einmalig für das Radiologen WirtschaftsForum, um alle Beiträge kostenfrei in voller Länge lesen zu können.
RegistrierungSie sind bereits Leser des Radiologen WirtschaftsForum?
Super! Dann geben Sie bitte einfach Ihre E-Mail-Adresse an.